Förderung der Sicherheit und des Wohlbefindens des Kindes

Die Förderung der Sicherheit und des Wohlbefindens des Kindes ist ein fester Bestandteil Ihrer täglichen Arbeit und kann auch als Denkweise bezeichnet werden. Es bedeutet, dass Sie das Kind in jeder Situation bezüglich seiner Sicherheit und Wohlbefinden betrachten.
Um das Wohlergehen des Kindes zu fördern, muss der Vormund sicherstellen, dass die rechtlichen, sozialen, gesundheitlichen, psychologischen und materiellen Bedürfnisse sowie der Bildungsbedarf des Kindes erfüllt werden1. In diesem Teil des Toolkits wird Ihre Rolle im Folgenden beschrieben:

  • individuelle Bedürfnisse und Risikobewertung
  • Unterbringung
  • Verwalten und Wiederherstellen von Familienverbindungen
  • Gesundheitsfürsorge
  • Bildung
  • Individuelle Bedürfnisse und Risikobewertung

    Einführung

    Mit der individuellen Bedarfsanalyse soll festgelegt werden, welche Unterstützungsmaßnahmen im besten Interesse des Kindes sind. Die Bedarfsanalyse sollte von einem multidisziplinären Team in Zusammenarbeit mit dem Vormund und unter Mitwirkung anderer durchgeführt werden. Dies könnten Angehörige von Gesundheitsberufen, Kinderschutzdiensten oder Sozialarbeiter, Kinderpsychologen, Betreuer für Unterkünfte und Lehrer sein.

    Kinder sind der Gefahr von Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt – insbesondere unbegleitete Kinder. Zu Ihrer Aufgabe als Vormund gehört es, diese Risiken zu bewerten und Missbrauch, Gewalt und Ausbeutung durch geeignete Schutzmaßnahmen zu verhindern. Mit Blick auf das Kind und die Umstände, in denen es sich befindet, werden Sie ständig Ihr Fachwissen und Ihre Logik einsetzen, um eine Risikobewertung durchzuführen. Es wurden auch Checklisten entwickelt, die Ihnen helfen, das gesamte Bild zu sehen und sicherzustellen, dass keine Zeichen übersehen oder falsch interpretiert werden.

    Information

    Auf der Grundlage der Bedarfsanalyse sollte der Vormund einen individuellen Plan für das Kind erstellen. Der Plan sollte traumatisierenden Erfahrungen, denen das Kind möglicherweise aus-gesetzt war, Rechnung tragen. Er sollte auch die Ansichten des Kindes gebührend berücksichtigen. Das Kind sollte abhängig von seinem Alter und seiner Reife an der Erstellung des Plans beteiligt werden. Es ist Aufgabe des Vormunds, die Teilnahme des Kindes durch altersgerechte Informationen zu erleichtern und sicherzustellen, dass die Ansichten des Kindes gehört werden und ihnen gebührendes Gewicht beige¬messen wird. Der Plan sollte auf jeden Fall mit dem Kind besprochen werden, bevor sein Einverständnis zu dem Plan eingeholt wird. Obwohl eine Würdigung der Bedürfnisse des Kindes ab dem Zeitpunkt erfolgen sollte, an dem der Vormund für das Kind bestellt wird, sollte der individuelle Plan für das Kind erst erstellt werden, wenn der Vormund die Bedürfnisse und Wünsche des Kindes gut kennt. Der Plan sollte in regelmäßigen Abständen überprüft und angepasst werden.

    Ein individueller Plan sollte mindestens die folgenden Kernelemente umfassen:

    • Unterbringungsregelungen
    • Sicherheits- und Schutzmaßnahmen
    • Beziehungen zu den Eltern
    • Soziale und psychologische Beratung und Zugang zu Dienstleistungen im Bereich der psychischen Gesundheit
    • Gesundheitsversorgung und medizinische Behandlung
    • Rechtsberatung und rechtliche Vertretung
    • Bildung, einschließlich Sprachtraining
    • Migrationsstatus und Notwendigkeit des internationalen Schutzes2

     

    Tools und Schulung

    Checkliste: Maßnahmen, die der Vormund zur Stärkung der Sicherheit des Kindes ergreifen kann

    • Das Kind über Schutzmaßnahmen informieren, die möglicherweise getroffen werden.
    • Eine Risikobewertung für das Kind beantragen.
    • Zusammen mit Vertretern anderer zuständiger Behörden, mit Vollzugsbeamten und dem gesetzlichen Vertreter des Kindes aktiv an dem Risikobewertungsverfahren teilnehmen.
    • Regelmäßig die Gefahr beurteilen, dass das Kind aus der Betreuung verschwinden könnte.
    • Sicherstellen, dass die Meinung des Kindes gehört und ihr abhängig vom Alter und der Reife des Kindes gebührend Aufmerksamkeit geschenkt wird.
    • Die zuständigen Behörden informieren, wenn neue Informationen bezüglich der Sicherheit des Kindes verfügbar sind, die möglicherweise Änderungen bei den bestehenden Schutzmaßnahmen erforderlich machen könnten.
    • Fordern, dass die Risikobewertung überprüft und dokumentiert wird, wenn neue Informationen auftauchen, die andere oder zusätzliche Maßnahmen erfordern könnten.
    • Sicherstellen, dass die zuständigen Behörden unverzüglich informiert werden, wenn ein Kind verschwindet und dafür sorgen, dass Anstrengungen unternommen werden, um das Kind zu finden.
    • Wenn es sich bei den Opfern um Drittstaatsangehörige handelt, regelmäßig alle betroffenen Behörden daran erinnern, den Behörden des Herkunftslandes keine Informationen über den Status des Kindes als Opfer von Menschenhandel mitzuteilen, bevor die Risikobewertung abgeschlossen ist
      3.

     

    Tools für individuelle Bedürfnisse: BIC-Instrument zu den Erziehungsbedingungen

    Der niederländische Professor Kalverboer hat das BIC-Modell (Best Interest of the Child) entwickelt, das 14 Bedingungen für eine gute Entwicklung festlegt. Die Grundannahme ist, dass, wenn alle Bedingungen erfüllt sind, eine günstige Entwicklung des Kindes gewährleistet ist und wir von Sicherheit sprechen können. Dieses Modell ist die grundlegende Arbeitsweise für diagnostisch-pädagogische Beurteilungen im Studienzentrum für Kinder, Migration und Recht der Universität Groningen in den Niederlanden. Es hilft, die Qualität des pädagogischen Umfelds des Kindes zu skizzieren und mit alternativen Situationen zu vergleichen. Die Entscheidungsfindung zugunsten der Umwelt mit der höchsten Qualität bietet dem Kind Entwicklungsmöglichkeiten und ist in seinem Interesse. Das BIC-Modell wurde für unbegleitete Kinder angepasst und ist zu finden hier.

    Tool für individuelle Bedürfnisse: SDQ – Fragebogen für Stärken und Schwierigkeiten (SDQ)

    Das SDQ ist eine kurze Screening-Liste, in der die psychischen Probleme und Fähigkeiten von Kindern im Alter von 2 bis 17 Jahren erfasst werden. Es gibt verschiedene Versionen: eine für Lehrer, eine für Eltern und eine für das Kind. Das Expertenzentrum an der Universität Groningen in den Niederlanden hat gute Erfahrungen mit dem Einsatz des SDQ für Flüchtlingskinder gemacht. Die Liste ist einfach zu bewerten und in mehreren Sprachen verfügbar. Das SDQ finden Sie unterhier.

    Tool: Screening-Instrumente für unbegleitete asylsuchende Kinder

    Ein niederländisches Langzeitforschungsprojekt (2001-2004) bestimmte den Grad der psychischen Belastung von unbegleiteten Kindern, ihren Bedarf an psychiatrischer Versorgung, die Verfügbarkeit einer psychiatrischen Versorgung für diese Gruppe und schließlich den Zusammenhang zwischen all diesen Faktoren. Die Ergebnisse dieses Forschungsprojekts geben Aufschluss darüber, wie der Zugang zu professioneller psychiatrischer Versorgung für unbegleitete Kinder verbessert werden kann. Ein sekundäres Ziel des Projekts war die Validierung und Standardisierung der Screening-Instrumente für diese Gruppe. Die Instrumente eignen sich für eine schnelle Auflistung der Symptome von Flüchtlingskindern und Jugendlichen. Sie finden sie unter hier.

    Tool: Richtlinien zur Beurteilung der Suizidabsicht

    Nidos in den Niederlanden hat Richtlinien für Vormunde entwickelt, um die Selbstmordabsicht zu bewerten. Diese Richtlinien basieren auf Richtlinien, die von Ad Kerkhof, niederländischer Professor für klinische Psychologie, Psychopathologie und Suizidprävention entwickelt wurden. Das Tool finden Sie unter hier.

    Tool: Checkliste für Anzeichen von Menschenhandel

    Nidos entwickelte auch eine Checkliste mit „harten“ und „weichen“ Anzeichen von Menschenhandel, basierend auf Literatur und Erfahrungen. Diese Liste ist während des ersten Treffens mit dem Kind nach seiner Ankunft hilfreich, und zu jedem anderen Zeitpunkt während der Vormundschaft, wenn Sie geeignete Schutzmaßnahmen festlegen müssen, z. B. das Kind in ein geschütztes Heim bringen. Die Liste finden Sie auf Seite 34 des des ALFACA-Handbuchs.

    Tool: Schritte, die unternommen werden können, um möglicherweise von Menschenhandel betroffene Kinder zu identifizieren und zu schützen

    In Großbritannien beschreibt ECPAT in „Lighting the way“ (2017) die Schritte, die Anwälte, Erziehungsberechtigte und Befürworter von Kinderhandel im Vereinigten Königreich unternehmen können, um möglicherweise von Menschenhandel betroffene Kinder besser zu identifizieren und zu schützen. Der Bericht enthält praktische Hinweise für Fachleute und Behörden, um die Betreuung dieser Kinder zu verbessern. Das Tool finden Sie hier.

    Tool: Anleitung zur Ermittlung des Kindeswohls

    Die UNHCR Richtlinien zur Ermittlung der besten Interessen des Kindes ‘(2008) und der UNHCR und des International Rescue Committee Feldhandbuch für die Umsetzung der UNHCR-BID-Richtlinien”‘(2011) enthält umfassende Anleitungen für die zuständigen Behörden und Praktiker, die an der Entscheidungsfindung und Erklärung beteiligt sind, wie das Best-Interest-Prinzip in der Praxis angewendet werden kann, wenn dauerhafte Lösungen für unbegleitete Kinder ermittelt und umgesetzt werden. Beide beschreiben die Verwendung eines BIA- und BID-Formulars.

    Tool: Toolkit zur Vormundschaft für unbegleitete eritreische Kinder in den Niederlanden

    Im Jahr 2018 entwickelte das niederländische Projekt Veerkracht (Resilience), das von Nidos und der Arq Psychotrauma Expert Group ins Leben gerufen wurde und Teil des niederländischen AMIF-Programms (Asylum, Migration & amp; Integration Fund) ist, ein nützliches toolkit (in niederländischer Sprache) zur Beratung für unbegleitete eritreische Kinder. Das Toolkit bietet Wissen, Einblicke, konkrete Tipps und Hilfsmittel zur Unterstützung der Widerstandsfähigkeit und Unabhängigkeit von unbegleiteten Kindern.

    Training: massiver offener Online-Kurs für Kinder auf der Flucht(MOOC4CoM)

    Das Centre for Excellence für betreute Kinder in Schottland (CELCIS) an der University of Strathclyde in Glasgow, das FXB Center für Gesundheit und Menschenrechte der Harvard University und andere Partner bieten ab 2019 einen offenen Online-Kurs an. Die Schulung wird den Mitarbeitern dabei helfen, einen Ansatz zu unternehmen, der keinen Schaden zufügt, und das beste Interesse zu verfolgen, indem Kinder durch geeignete Betreuungsoptionen, die den internationalen Standards entsprechen, vor Gewalt geschützt werden. Das MOOC zielt darauf ab, das Wissen der Frontarbeiter zu erhöhen und verbesserte Praktiken zu unterstützen, wenn sie Entscheidungen über die Betreuung und das beste Interesse von Kindern auf der Flucht treffen. Weitere Informationen finden Sie unter hier.

    Leitlinien für den Schutz von Kindern vor Gewalt
    2009 entwickelte der Europarat politische Leitlinien für integrierte nationale Strategien zum Schutz von Kindern vor Gewalt. Sie finden sie unter hier.

    Leitlinien zur Prävention und Reaktion auf das Verschwinden von unbegleiteten Kindern
    Das SUMMIT-Projekthandbuch (2016) beschreibt die Prävention und Reaktion auf das Verschwinden von unbegleiteten Kindern Es bietet auch praktische Vorlagen und Checklisten. Es ist verfügbar unter hier.

    Bewährte Verfahren

    Deutschland: Erlaubnisformular vor Antritt der Reise

    JSN, die Organisation zur Betreuung von unbegleiteten Kindern in Südniedersachsen, hat ein Tool geschaffen, um die Sicherheit des Kindes bei einer Reise zu gewährleisten und es vor dem Menschenhandel zu schützen.

    Ein Vormund oder Sozialarbeiter füllt zusammen mit dem Kind ein Formular aus und gibt dabei Namen, Adresse und Telefonnummer der Person an, die es besuchen möchte, bevor er die Erlaubnis zum Reisen erteilt. Der Vormund oder Sozialarbeiter muss sich an diese Person wenden und die Adresse überprüfen. Jugendhilfeeinrichtungen aus verschiedenen Kommunen arbeiten bei diesem Verfahren zur Vermeidung von Menschenhandel zusammen. Das Formular finden Sie unterhier.

    Schottland

    Der schottische Vormundschaftsdienst ist ein Projekt des Scottish Refugee Council in Partnerschaft mit dem Aberlour Childcare Trust, beides Experten auf ihrem Gebiet. Der Service bietet persönliche Unterstützung für alle getrennten Kinder, die sich bei den schottischen Behörden gemeldet haben, an. Er unterstützt auch lokale und externe Behörden und bietet Informationen, Beratung und Anleitung zu Kindern im Asyl- und Einwanderungsprozess. Das übergeordnete Ziel des Dienstes ist es, die Erfahrung und das Verständnis des getrennten Kindes in Bezug auf die Einwanderungs- und Wohlfahrtsprozesse zu verbessern und sicherzustellen, dass es Leistungen erhält, die seinen Bedürfnissen und Ansprüchen entsprechen. Der Vormundschaftsdienst hat ein Übungshandbuch entwickelt, das auch ein nützliches Raster enthält, um die wichtigsten Bereiche im Leben eines Kindes abzubilden, die sich auf ihre Widerstandsfähigkeit auswirken können. Dieses Tool kann helfen, Stärken zu erkennen und die schwächeren Bereiche im Leben eines Kindes aufzubauen. Sie finden das Raster auf Seite 19 des Übungshandbuch.

  • Unterbringung

    Einführung

    Die EU-Mitgliedstaaten sind verpflichtet, unbegleitete Kinder angemessen zu unterstützen, einschließlich der Unterbringung. Als Vormund sind Sie in der Regel dafür verantwortlich, dass ein Kind in der richtigen Unterkunft bei der Ankunft untergebracht wird. Die Verantwortung für ihre tägliche Betreuung liegt wahrscheinlich bei anderen Diensten.

    Um angemessene Lebensbedingungen zu gewährleisten, sollte der Vormund das Kind an dem Ort besuchen, an dem er sich aufhält, und sich in vertraulicher Atmosphäre mit dem Kind beraten. Der Vormund sollte jede mutmaßliche Verletzung, Beschwerde oder Verletzung der Rechte des Kindes verfolgen13.

    Informationen

    Artikel: Es ist ein Haus, aber es ist nicht mein Zuhause

    Die Universität Groningen verglich die Ansichten von unbegleiteten Kindern, die in vier verschiedenen Arten von Betreuungseinrichtungen in den Niederlanden leben – in Bezug auf ihr Wohlergehen, ihre Lebensumstände und ihren Platz in der niederländischen Gesellschaft. Die Studie zeigte, dass Kinder in Pflegefamilien am besten abschneiden und ihre Position in der niederländischen Gesellschaft am positivsten beurteilen. Kinder in kleinen Wohneinheiten und kleinen Wohngruppen vermissen oft liebevolle Bindungen, Fürsorge, Unterstützung und Stabilität in ihrem Leben. Kinder, die in größeren Gruppen in Aufnahmezentren, Campus genannt, lebten, drückten meistens das Gefühl der Einsamkeit und der Traurigkeit aus und wurden von der niederländischen Gesellschaft ausgeschlossen. Sie hatten einen Mangel an Fürsorge und Unterstützung von Erwachsenen. Die Qualität der Kindererziehungsumgebung auf dem Campus wurde von den Forschern als so gering eingeschätzt, dass diese Einrichtungen für unbegleitete Kinder ungeeignet erscheinen. Die Studie ist im Artikel “Es ist ein Haus, aber nicht mein Zuhause” (2016) beschrieben, das verfügbar ist unter hier.

    Tools und Schulung

    Checkliste: Maßnahmen, die der Vormund im Zusammenhang mit der Unterbringung und der materiellen Unterstützung ergreifen kann

  • Überprüfen, dass die Unterbringung und die Vorkehrungen zur Heimbetreuung der körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen und sozialen Entwicklung des Kindes angemessen sind. Der Vormund sollte alle Probleme melden, die an die für die Unterbringung des Kindes zuständigen Einrichtungen weiterzuleiten sind. Gegebenenfalls sollten Kulturmittler einbezogen und konsultiert werden.
  • Das Kind über seine Rechten und Pflichten in Bezug auf die Unterkunft informieren und sicherstellen, dass das Kind diese Rechte kennt und weiß, wie es Beschwerde einlegen kann.
  • Sicherstellen, dass das Kind über die Rechte und Pflichten des Personals und der Betreuungspersonen in Wohneinrichtungen informiert ist und dass es unterscheiden kann zwischen der Rolle und den Verantwortungen dieser Personen und des Vormunds.
  • Den Zugang des Kindes zu Freizeitbeschäftigungen, einschließlich seinem Alter, seiner Reife und seinen Interessen angemessenen Spiel- und Erholungsmöglichkeiten, fördern. Derartige Beschäftigungen sollten in den Wohneinrichtungen oder gegebenenfalls in der Gemeinde angeboten werden und sollten die Kommunikation und die Interaktion des Kindes mit Gleichaltrigen und mit der lokalen Gemeinde erleichtern14.
  • .

 
Tool zur Beurteilung und Verbesserung der Ankunftsbedingungenbedingungen

Das CONNECT-Projekt (2014) entwickelte das Tool LOKALE ZUSAMMENARBEIT FÜR UNBEGLEITETE KINDER. Mit dem Tool können lokale Ankunftsbedingungen bewertet und verbessert werden. Es enthält auch einen Aktionsplan und hilfreiche Arbeitsblätter und ist verfügbar unter hier.

Bewährte Verfahren

Griechenland: unterstütztes unabhängiges Leben (supported independent living-SIL)

METAdrasi spricht sich für alternative Betreuungsangebote wie das innovative Pflegeprogramm für Kinder in Athen und Thessaloniki aus. Mit der Unterstützung von UNICEF hat METAdrasi im Januar 2018 auch das erste SIL-Apartment für unbegleitete Kinder in Griechenland auf den Markt gebracht. Ziel des SIL-Pilotprojekts ist es, die Grundlagen für die Implementierung des unterstützten unabhängigen Lebens als zusätzliche Betreuungsform zu schaffen. Es zielt auch darauf ab, sichere Unterkünfte und ein Paket von Unterstützungsdiensten bereitzustellen (psychosoziale Unterstützung, medizinische Versorgung, Bildung, Zugang zu Vormundschaft und Rechtshilfe, Dolmetscher). Diese bieten ein angemessenes Maß an Betreuung und Aufsicht, während sie die Selbstständigkeit der 16- bis 18-Jährigen, den Erwerb und die Entwicklung von Lebenskompetenzen sowie den Übergang zur Unabhängigkeit und zum Erwachsenenalter unterstützen.

Niederlande: geschützte Unterkunft für Opfer von Menschenhandel

Nach einem offiziellen Pilotprojekt, das im Januar 2008 gestartet wurde, wurden Ende 2010 Schutzunterkünfte zu einem festen Bestandteil des niederländischen Aufnahmesystems für unbegleitete Kinder. Unbegleitete Kinder, die 13 Jahre oder älter sind, gehören zu den besonders gefährdeten Kindern, die wegen Menschenhandels verschwinden, und die seitdem in einem geschützten Heim untergebracht werden. Es gibt drei Standorte mit einer Gesamtkapazität von 66 Plätzen, die durch vier Vormunde von Nidos unterstützt werden. Ein vierter Standort wurde im Januar 2016 im Süden der Niederlande eröffnet und seine 24 Plätze wurden von den anderen drei Standorten im Norden abgezogen. Die Standorte werden von spezialisierten Jugendhilfeeinrichtungen betrieben, die von der COA (Zentralstelle für die Aufnahme von Asylbewerbern) unter Vertrag genommen werden.

Finnland: Gemeinde Hämeenkyrö

In Finnland ist die Unterbringung von unbegleiteten Kindern in zwei Phasen unterteilt: Aufnahme und Integration. In der Aufnahmephase lebt das Kind normalerweise in Gruppen- oder betreuten Wohnungen. In der Integrationsphase ziehen sie normalerweise nach dem Erhalt ihrer Aufenthaltserlaubnis und einer „Wohnsitzgemeinde“ in ein Familienheim. Dies kann bedeuten, dass Sie in ein völlig anderes Gebiet ziehen müssen, je nachdem, wo sie eine Wohngemeinde erhalten. In der Gemeinde Hämeenkyrö können alle unbegleiteten Kinder unabhängig vom Asylstatus in derselben Familiengruppe wohnen. Sie haben auch bis sie 21 Jahre alt sind Zugang zur Nachsorge. Weitere Informationen unter finnisch.

  • Pflege und Wiederherstellung von Familienverbindungen

    Einführung

    Als Vormund lernt man das Kind kennen, indem man seine erweiterte Familie kennt: Wer ist für das Kind wichtig, wer möchte, dass es dem Kind gut geht, wer kann in der Situation, in der sich das Kind befindet, hilfreich sein kann und was will die Familie für das Kind?

    Unbegleitete Kinder und Jugendliche kommen in der Regel aus einer Großfamilien-Kultur und die Einbindung des Familiennetzwerks in die Führung des Kindes/Jugendlichen ist somit natürlich und logisch. Wie bereits beschrieben, zeigen mehrere Studien, dass der Kontakt zur leiblichen Familie ein wichtiger Schutzfaktor für unbegleitete Kinder und Jugendliche ist. Die leibliche Familie kann eine wichtige Rolle spielen:

  • bei der Unterstützung des Kindes/Jugendlichen
  • beim Abnehmen der Last auf Seiten des Kindes/Jugendlichen, wenn das Ziel der Flucht nicht erreicht wurde
  • beim Abbau des Drucks auf das Kind/der Jugendliche in Sachen Familienzusammenführung
  • bei Sorgen über das Verhalten des Kindes/Jugendlichen (pädagogische Autorität)
  • bei gesundheitlichen Problemen
  • beim Ausarbeiten von Rückkehrplänen
  • bei Entscheidungen, die getroffen werden müssen
  • bei der Unterbringung in einer Gastfamilie; wenn die leibliche Familie der Unterbringung zustimmt, dann ist es förderlich für das Kind/den Jugendlichen15

 
Sie brauchen die Gesprächemit dem Kind, um die Position des Kindes innerhalb der Familie und des sozialen Netzwerks und des Unterstützungsnetzwerks darzustellen, um herauszufinden, welche Rolle diese Personen im Leben des Kindes spielen könnten.

Informationen

Sowohl das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) als auch das Internationaler Sozialdienst (ISS) bietet praktische Hilfe bei der Wiederherstellung von Familienbeziehungen. Die ICRC-Website Trace the Face ist besonders nützlich. Auf dieser Website veröffentlichen einige nationale Rotkreuzgesellschaften in Europa Fotos von Menschen, die nach ihren vermissten Angehörigen suchen. Die Trace the Face-Website finden Sie unter hier.

Tools und Schulung

Checkliste: Maßnahmen, die der Vormund im Zusammenhang mit der Suche nach Familienangehörigen ergreifen kann

  • Anregen, sobald wie möglich nach der Identifizierung des Kindes und mit seiner Einwilligung eine Suche nach Familienangehörigen durchzuführen.
  • Feststellen, dass die Suche nach Familienangehörigen (Wiederherstellen der familiären Kontakte) nicht stattfinden sollte, wenn es schwerwiegende Gründe für die Annahme gibt, eine Wiederherstellung der familiären Verbindung könnte das Kind oder Familienangehörige gefährden.
  • Basierend auf der besonderen Situation jedes Kindes, das Kind bei der Suche nach Familienangehörigen und/oder bei der Herstellung und dem Aufrechterhalten von Kommunikation und der Verbindung mit seiner Familie unterstützen, wenn dies zum Wohl des Kindes zu sein scheint.
  • Mit den zuständigen Behörden zusammen arbeiten und möglicherweise auch die Unterstützung der entsprechenden Organisationen und Behörden suchen, z. B. der Internationalen Organisation für Migration oder des Roten Kreuzes.
  • Nach einer erfolgreichen Suche nach Familienangehörigen und vor der Familienzusammenführung und der Rückkehr des Kindes sicherstellen, dass eine Risikobewertung durchgeführt wird, um die Eignung der Eltern und/oder anderer Familienangehörige, für das Kind zu sorgen und seine Interessen zu vertreten, zu bewerten.
  • Bei allen Anstrengungen mit dem Ziel, Familienangehörige zu finden oder die Familie zusammen zu führen stets zum Wohl des Kindes handeln und alle gesetzlich verankerten Vorschriften beachten 16 .

 
Bewährte Verfahren

Niederlande

Kontakt zu der leiblichen Familie

Wie ein Kind bei Pflegeeltern hat auch ein unbegleitetes Kind eine starke Bindung zu seiner leiblichen Familie, hegt gegenüber ihnen Gefühle und starke Loyalität. Sie haben womöglich davor Angst, dass ihnen ihr Aufenthalt in der Gastfamilie derart gefallen könnte, dass sie das Gefühl haben könnten, ihre leibliche Familie zu verraten. Sie befürchten möglicherweise auch, ihre eigene Familie zu verlieren, wenn sie eine Bindung zur Gastfamilie aufbauen. Nidos hat festgestellt, dass es am besten ist, das Kind oder den Jugendlichen dabei zu respektieren und dass es sowohl für das Kind/den Jugendlichen als auch die Gastfamilie fördernd ist, wenn sie (vorzugsweise in regelmäßigen Abständen) Kontakt zur leiblichen Familie des Kindes/Jugendlichen halten. Niederländische Pflegefamilien bestätigen, dass es wichtig ist, dass die leiblichen Eltern des Kindes/Jugendlichen ihre „emotionale Zustimmung“ erteilen, dass das Kind/der Jugendliche in der Pflegefamilie bleiben kann. Dadurch wird es für das Kind/den Jugendlichen leichter, sich an diese „neue“ Familie zu binden. Gegenseitiges Vertrauen und Respekt zwischen der leiblichen Familie und der Gastfamilie unterstützen das Kind/den Jugendlichen in seiner Annäherung an die Gastfamilie17.

Grenzüberschreitende Vernetzung

Auf der Suche nach effizienten Methoden hat Nidos viele positive Erfahrungen mit der Einbeziehung des Familiennetzwerks gesammelt und noch weiter ausgearbeitet. Basierend auf dem methodischen Ansatz wie die Family Group Conference aus Neuseeland, wurde im Jahr 2013 die Methodik für grenzüberschreitende Vernetzung (CBN) ins Leben gerufen. Der Kern der Methodik liegt darin, dass die vorhandenen, neuen und imaginären Netzwerke von Anfang an in Unterstützung und Beratung einbezogen werden. Seit der Ankunft insbesondere der syrischen und eritreischen Kinder in den Jahren 2014 und 2015 ist es bei der Arbeit von Nidos normal geworden, Kontakt zur Familie zu halten, sobald Nidos mit dem Kind vertraut ist. Es gibt hier kein Hindernis, denn das Kind hat ein Recht auf Asyl und die Familie ist so bald wie möglich bezüglich der Familienzusammenführung zu kontaktieren. Vor allem bei syrischen Kindern ist es oft leicht, mit der Familie per Telefon oder Skype in Kontakt zu treten.
Denmark
Das dänische Rote Kreuz hat auch positive Erfahrungen mit der Übernahme der aktiven Rolle gemacht – natürlich wenn das Kind zustimmt – d.h. mit der Familie im Ausland so schnell wie möglich Kontakt anzubahnen. Sie erläutern die realistischen Chancen für das Kind und die Möglichkeiten einer Familienzusammenführung und sie besprechen, wie die Familie dazu beitragen kann. Unerreichbare Erwartungen können auf diese Weise abgebaut werden, wobei den Kindern eine schwere Last genommen wird. Der Einsatz von Smartphones macht die Interaktion mit der Familie im Ausland viel einfacher als früher.

The Danish Red Cross has positive experiences in taking an active role, if the child agrees, in contacting the family abroad as soon as possible. They explain the realistic opportunities for the child and the possibilities for family reunification, and talk about how the family can contribute to this. Unattainable expectations can be eliminated this way, relieving the children of a heavy burden. The use of smartphones makes cooperating with family abroad much easier than before18.

  • Gesundheitsfürsorge

    Einführung

    Die Aufgabe des Vormunds ist es, den Kindern die einschlägigen Informationen zu geben, ihnen den Zugang zu medizinischen Diensten zu erleichtern und Unterstützung zu bieten, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen sind4. Sollte eine Gesundheitsfürsorge oder psychologische Betreuung erforderlich sein, haben Sie die Aufsicht und Sie müssen möglicherweise die Person sein, die die Erlaubnis zur Erbringung von Gesundheitsleistungen für das Kind erteilen muss.

    Hier sollte besonderes Augenmerk auf geschlechtsspezifische Gesundheitsprobleme gerichtet werden oder auf solche, die mit der Art der erlittenen Ausbeutung zusam¬menhängen, wie:

    • Probleme der reproduktiven Gesundheit bei Mädchen, die Opfer von Menschenhandel oder Missbrauch sind
    • Freiwillige Tests und vertrauliche Beratung in Bezug auf übertragbare Krankheiten für Kinder, die Opfer von Menschenhandel mit dem Ziel der sexuellen Ausbeutung sind
    • Drogen- und/oder Alkoholabhängigkeit5.

     

    Information

    Psychologisches Wohlergehen

    Einige verhaltensbezogene und emotionale Probleme können vor allem bei Flüchtlingskindern im Allgemeinen und bei unbegleiteten Kindern und Jugendlichen im Speziellen bemerkt werden: Schlafprobleme, Panikattacken, sozialer Rückzug, Apathie, Alpträume, vielfältige Entwicklungsprobleme, Kopfschmerzen, hyperaktives Verhalten, Depression, Passivität, Konzentrationsstörungen, Angstsymptome, Einsamkeit, Trennungsangst, geringes Selbstwertgefühl, Verdauungsstörungen und Essprobleme6.

    Trauma und Stress

    Unbegleitete Kinder und Jugendliche müssen oft mit Traumata, Verlust, unangenehmen Fluchterlebnissen, Angst um ihre Familie, die zurückgeblieben ist, und mit Stress im Zusammenhang mit dem Asyl-Verfahren und der Zusammenführung der Familie, zurechtkommen. Ein negatives Ergebnis des Asylverfahrens und anderer Aufenthaltsverfahren oder ein langes Verfahren zur Familienzusammenführung kann sehr schädlich sein, sodass die Kinder und Jugendlichen noch mehr Stress haben. Stress durch Unsicherheit und Anspannung kann nicht dazu beitragen, sich von einem Trauma zu erholen7.

    Psychologische Hilfe

    Das emotionale Wohlbefinden unbegleiteter Kinder und Jugendlicher ist bei ihrer Unterstützung und ihrer Aufnahme ein ernstes Problem. Selbstzerstörerisches und suizidales Verhalten tritt häufig in großen Aufnahmezentren auf. Bei der Unterbringung in Familien tritt dies selten auf.

    Man kann davon ausgehen, dass unbegleitete Kinder und Jugendliche nicht immer zur richtigen Zeit zur psychologischen Betreuung überwiesen werden. Psychische Gesundheitsorganisationen sind nicht immer für die instabile Situation dieser Kinder und Jugendlichen kulturell angemessen oder geeignet. Transkulturelle psychologische Unterstützung ist, falls verfügbar, für die Flüchtlinge besser geeignet8.

    Tools und Schulung

    Checkliste: Maßnahmen, die der Vormund zur Stärkung der Gesundheitsversorgung ergreifen kann

    • Sicherstellen, dass von Menschenhandel betroffene Kinder die erforderliche Krankenversicherungskarte oder ein sonstiges Dokument erhalten, das ihnen Zugang zu Leistungen des Gesundheitswesens gewährt.
    • Das Kind an die entsprechenden medizinischen Dienste verweisen, Termine ausmachen, das Kind begleiten, sicherstellen, dass es seine Termine und Nachsorgeuntersuchungen einhält und dass das Kind die erhaltenen Informationen versteht.
    • Den Gesundheitsdienstleister gegebenenfalls auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, angemessene und kindgerechte Informationen in einer Sprache bereitzustellen, die das Kind versteht.
    • In Kenntnis der Lage die Einwilligung erteilen oder das Kind bei der Erteilung der Einwilligung unterstützen, bevor Untersuchungen durchgeführt oder eine Behandlung begonnen wird, für die eine solche Einwilligung gesetzlich vorgeschrieben ist.
    • Sicherstellen, dass das Kind keinen unnötigen ärztlichen Untersuchungen unterzogen wird.
    • Sicherstellen, dass die psychosozialen Bedürfnisse des Kindes von einem Facharzt bewertet werden und dass gegebenenfalls eine Behandlung begonnen wird.
    • Die Gesundheitsdienstleister auffordern, geschlechts- und kulturspezifischen Überlegungen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, beispielsweise, indem Mädchen von einem weiblichen Arzt untersucht werden können, wenn sie dies bevorzugen oder indem dafür gesorgt wird, dass bei einem Krankenhausaufenthalt beim Essen auf die kulturellen Besonderheiten Rücksicht genommen wird.
    • Den Zugang zu Dolmetschleistungen vereinfachen9.

     

    Tool: Checkliste für Anzeichen körperlicher und psychischer Probleme bei Kindern

    Diese vom niederländischen Institut für Menschenrechte und medizinische Bewertung (iMMO) entwickelte Checkliste kann bei der Erkennung von körperlichen und psychischen Problemen hilfreich sein. Die Liste stammt aus dem Istanbuler Protokoll (UN, 1999).

    Tool für psychologische Hilfe

    Weitere Informationen zur psychologischen Hilfe finden Sie im ausführlichen Material, das Teil des ALFACA-Projekts ist. Dieses Material beschreibt die Möglichkeiten, unbegleitete Kinder bei Entwicklungsproblemen zu unterstützen. Diese Kinder brauchen zusätzliche Unterstützung für ihre persönliche Entwicklung. Das Material befasst sich mit einer Reihe problematischer Bindungs- und psychologischer Probleme, die die Entwicklung von unbegleiteten jungen Kindern gefährden könnten. Dazu gehören Trauma, Depression, Selbstmordverhalten und unangemessenes Verhalten. Möglichkeiten zur gezielten psychologischen Betreuung von Flüchtlingen werden ebenfalls diskutiert. Verschiedene Themen werden aus verschiedenen Blickwinkeln angesprochen, beeinflusst von den Erfahrungen in verschiedenen europäischen Ländern. Dies hilft den Fachleuten, den Ansatz zu wählen, der in ihrer jeweiligen Situation am besten geeignet ist.

    Das Material wurde in erster Linie für Fachleute entwickelt. Es bietet gezielte Schulungen für diejenigen an, die unbegleitete Kinder bei Fragen zur persönlichen Entwicklung unterstützen möchten, wie Therapeuten, Psychologen, Verhaltensforscher und andere für die Behandlung verantwortliche Praktiker. Das Material ist zu finden unter hier.

    Tool: PALOMA-Handbuch zur Unterstützung der psychischen Gesundheit von Flüchtlingen (auf Finnisch)

    Dieses Handbuch enthält eine Vielzahl von Hilfsmitteln zur Unterstützung der psychischen Gesundheit sowie einen Abschnitt zum kulturell sensiblen Arbeiten. Vormunde finden sowohl allgemeine als auch spezifische Informationen sehr nützlich. Das Handbuch ist verfügbar unter hier.

    Tool: kulturell sensibler Ansatz für die psychische Gesundheit (auf Finnisch)

    Dieses Tool bietet Informationen zu einem kulturell sensiblen Ansatz für psychische Gesundheit, der vom Krankenhausbezirk von Helsinki und Uusimaa entwickelt wurde. Das Tool kann gefunden werden unter hier.

    Bewährte Verfahren

    Niederlande: Trauma und Genesung
    Heute gilt in den Niederlanden der allgemeine Rat, die Kinder und Jugendlichen nach traumatischen Erfahrungen so schnell wie möglich wieder in einen geregelten Tagesablauf zurück zu bringen. Dies ermöglicht es ihnen, Sicherheit in der Gegenwart zu erleben und den Stress, in Gefahr gewesen zu sein (Hyperarousal), abzubauen. Experten sind sich auch bewusst, dass die Nachbesprechung eines Traumas das Risiko in sich birgt, erneut traumatisiert zu werden, daher sollte dies so wenig wie möglich erfolgen.

    Traumatisierte Flüchtlingskinder, die nicht in der Lage sind, sich selbst davon zu erholen, brauchen fachärztliche Fürsorge. Ein Trauma kann auch Fortschritte beim Asylantrag behindern, wenn ein Kind oder Jugendlicher einfach nicht in der Lage ist, eine Aussage über seine traumatischen Erlebnisse zu machen.

    Auswirkungen auf die Anleitung:

  • bieten Sie den Kindern/Jugendlichen so bald wie möglich einen geregelten Tagesablauf
  • diskutieren Sie die traumatischen Erfahrungen nur mit Kindern/Jugendlichen, die zeigen, dass sie darüber reden möchten (keine unerwünschten Gespräche)
  • erwerben Sie Kenntnisse über die Verarbeitung von Traumata und traumabezogenen Symptomen
  • bieten Sie professionelle Betreuung an, wenn die Symptome fortbestehen
  • teilen Sie beim Gespräch für das Asylverfahren dem Rechtsanwalt und dem entsprechenden Interviewer mit, dass das Kind/der Jugendliche durch ein Trauma daran gehindert sein könnte, die richtigen Antworten zu geben10.

 
Schweden: Behandlungszentren für Opfer von Folter und Krieg

Das Rote Kreuz in Schweden verfügt über mehrere Behandlungszentren für Opfer von Folter und Krieg. Informationen zu den Behandlungszentren finden Sie unter hier.

  • Bildung

    Einführung

    Bei der Achtung des Rechts des Kindes auf Bildung sollten die EU Mitgliedstaaten in Betracht ziehen, allen Kindern über das Schulpflichtalter und über die Bestimmungen zur Pflichtschulzeit hinaus den Zugang zu Bildung zu gewähren. Die Einschulung sollte nach der erforderlichen Erholungs- und Eingewöhnungsphase für das Kind und in Beratung mit dem Kind erfolgen. Kinder sollten gegebenenfalls Zugang zu Sprachkursen haben.

    Vormünder sollten Informationen zu der früheren schulischen Ausbildung des Kindes sammeln, das Kind über die verfügbaren Bildungsmöglichkeiten und –programme informieren und dann gemeinsam mit dem Kind einen persönlichen Bildungsplan entwickeln. Dieser sollte Teil eines umfassenderen Plans sein, der für das Kind erstellt wird.

    Der Vormund sollte sicherstellen, dass das Kind die gesamte erforderliche psycho-logische und schulische Unterstützung erhält, die es für seine Eingliederung in die Schulumgebung benötigt und die es ihm ermöglicht, alle Lernschwierigkeiten zu überwinden, die sich aus der posttraumatischen Störung oder der längeren Abwesenheit von der Schule ergeben11.

    Tools und Schulung

    Checkliste: Maßnahmen, die der Vormund in Bezug auf die Bildung ergreifen kann

    • Basierend auf dem Bildungsplan alle Maßnahmen für eine erfolgreiche Anmeldung und Einschreibung in einer Schule oder sonstigen Bildungseinrichtung ergreifen.
    • Häufige Kontakte mit den Lehrern des Kindes und Einholen von Informationen zu den Fortschritten des Kindes und zu seinem Verhalten in der Schule.
    • Teilnahme an schulischen Veranstaltungen und an Elterngesprächen mit den Lehrern.
    • Herausforderungen und Bedenken mit den Lehrern des Kindes besprechen.
    • Den Bildungsplan und mögliche Schwierigkeiten, vor denen das Kind steht, mit dem Kind besprechen und bei Bedarf in Zusammenarbeit mit anderen Stellen eine angemessene Unterstützung suchen. Das könnten beispielsweise NRO sein, die Sprachkurse oder Nachhilfe anbieten12.

     

    Bewährte Verfahren

    Deutschland: zusätzliche Lektionen

    Flüchtlinge in Deutschland besuchen spezielle Klassen, um die Sprache zu erlernen. Die Jugendhilfe Süd-Niedersachsen bietet zusätzliche Hilfe für unbegleitete Kinder, indem sie zusätzlichen Deutschunterricht anbietet und ihnen bei anderen schulischen Fächern hilft.